Freistunde in Derendorf – der neue Hochschulcampus
Der Wind pfeift durch die Fenster der alten 60er Jahre Bauten, in denen bis vor kurzem noch Studenten der Hochschule Düsseldorf saßen. Jetzt wurden ein ehemaliges Brauereigelände und ein alter Schlachthof zu einem modernen Campus umgebaut – und das mitten in Derendorf. Wir berichten, was der neue Campus Stadt und Studierenden bringt.
Vom Flickenteppich zum Campus
Die Hochschule Düsseldorf (damals noch FH Düsseldorf) entstand 1971 durch die Zusammenlegung verschiedener Fachschulen. Die Zahl der Studierenden wuchs schnell, in den Neunzigern waren es bereits 10.000. Die Fachbereiche waren allerdings voneinander getrennt in verschiedenen Stadtteilen und Gebäuden, viele davon energetisch mangelhaft und in die Jahre gekommen. Als eine der größten Fachhochschulen NRWs mit sieben Fachbereichen wurde es Zeit für einen eigenen, zentralen Campus. Die Fachbereiche sollten endlich zusammenrücken, der Verwaltungsaufwand und Energieverbrauch sinken.
Riesenbauprojekt in Derendorf
Der Spatenstich fand 2012 auf dem Gelände der ehemaligen Schlösser-Brauerei in Derendorf statt. Mehrere Jahre wurde hier auf 108.600 qm gebaggert, gehämmert und gebaut. Begleitet wurde der Bau durch Studierende des Designbereichs, die Interviews, Kunstprojekte und wissenschaftliche Arbeiten beitrugen. Für die verschiedenen Fachbereiche wurden moderne, umweltfreundliche Glasbauten mit verschiedenen Farbakzenten gebaut. Der angrenzende ehemalige Schlachthof mit seinem Industrie-Charme wurde zur Bibliothek umgestaltet. In der Bibliothek wurde auch ein Erinnerungsort eingerichtet für die fast 6.000 Menschen, die während des Zweiten Weltkriegs von hier aus deportiert wurden.
Der Campus verbindet
Der neue Derendorfer Campus soll Menschen zusammenbringen. Die räumliche Nähe fördert den wichtigen Austausch zwischen den Fachbereichen: Jetzt können sich Design und Umwelttechnik, Wirtschaft und Sozialwissenschaft schon beim Kaffeeholen auf dem Gelände begegnen. Der Campus der Hochschule ist mitten im Stadtgebiet. Das verbindet: Auch für Nichtstudierende gibt es viele offene Angebote, während die vielen Studenten Geschäfte und Restaurants der Umgebung beleben. Auch ein Studentenwohnheim gibt es direkt am Campus. Die gute Erreichbarkeit des Flughafens und die Anbindung an das Bahnnetz durch den S-Bahnhof Derendorf hat auch überregional eine verbindende Wirkung.
Derendorf im Wandel
Die gute Bahnanbindung war nicht nur für den Bau des Campus ein entscheidender Faktor. Dass es den Stadtteil überhaupt in seiner derzeitigen Form gibt, hat Derendorf seinem Bahnhof zu verdanken. Denn bis Mitte des 18ten Jahrhunderts gab es am “Derendorfer Busch” gerade mal eine Mühle, drei Bauernhöfe und ein paar Schafe. Und das, obwohl in “Therentorpe” schon in der vorrömischen Eisenzeit gesiedelt wurde. Während der industriellen Revolution ließen sich dann wegen der Nähe zu Düsseldorf mehrere Gewerbe hier nieder. Die Entstehung des Güterbahnhofs Derendorf in 1890 brachte endgültig den wirtschaftlichen Erfolg. Eine Trend-Gegend war Derendorf durch die industrielle Prägung die letzten Jahrzehnte eher weniger. Doch mit dem Einzug der Studenten kommt jetzt frischer Wind in das Viertel.
Campusleben – Die Studierenden fallen ein
Bis Ende 2019 dauerte es, bis alle Fachbereiche auf den Campus ziehen konnten. Trotz seiner Größe ist der Campus für die Zahl der Studierenden eher klein. Die neue Bibliothek wurde beispielsweise aus 3 Bibliotheken zusammengesetzt, so dass insgesamt etwas weniger Platz für Bücher ist. Dafür bietet sie jedoch mehr Arbeitsplätze und digitale Möglichkeiten. Bis sich alle an den frischgeborenen Campus gewöhnt haben, dauert es wohl noch ein bisschen. Aber freuen darf man sich jetzt schon: Neue Cafés und Restaurants schießen aus dem Boden und versorgen nicht nur Studierende in ihren Freistunden mit bestem Kaffee und abwechslungsreichen Essens- und Ausgehmöglichkeiten. Und auch die frischgepflanzten Bäume auf dem Campus sind sicher bald groß genug, um im Sommer Schatten zu spenden und die Stufen und Grünflächen zu einladenden Sitzplätzen zu machen.