Vom Azubi zum Geschäftsführer

Fast 50 Jahre war Manfred Franck bei der Rheinwohnungsbau. In diesen Jahren hat er die Geschicke und den Erfolg der Rheinwohnungsbau GmbH maßgeblich mitentwickelt. Jetzt wird er neue Wege gehen. Wir haben mit ihm über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gesprochen.

Herr Franck, wie sind Sie eigentlich 1971 auf die Idee gekommen, in der Wohnungswirtschaft Ihre Ausbildung zu beginnen? War das Ihr Traumberuf?

Nein, gar nicht. Als Kind wollte ich immer Lehrer werden. Für Mathe, Sport und Geschichte. In der Wohnungswirtschaft bin ich dann eher durch Zufall gelandet: Ich war beim Arbeitsamt Grevenbroich zu einem Beratungsgespräch. Dort hat man mir die Ausbildung zum Kaufmann in der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft vorgeschlagen. Ich hatte so gar keine Vorstellung von dem Beruf, aber es hörte sich gut an und ich war für alles offen.

Und wie sind Sie dann auf die Rheinwohnungsbau GmbH gekommen?

Beim Arbeitsamt war bekannt, dass das Unternehmen einen Auszubildenden sucht. Der Sachbearbeiter rief den damaligen Geschäftsführer Herrn Schmitz an. Direkt am nächsten Tag hatte ich mein Vorstellungsgespräch, einen Tag später unterschrieb ich meinen Ausbildungsvertrag. Bevor es losging, bin ich erst mal 14 Tage in den Urlaub gefahren. Nach Österreich, mit der Fußballmannschaft. Am 1. August habe ich dann meine Stelle angetreten. Im Sonntagsstaat, so richtig schick im Anzug. Ich wusste gar nicht, was mich erwartet, es ist ja auch alles so hopphopp gegangen – Arbeitsamt, Vorstellungsgespräch, dann der Urlaub. Zu allem Überfluss hatten meine Eltern auch noch vergessen, meinen unterschriebenen Lehrvertrag zurückzuschicken – und ich war ja schon in Österreich. Da ist dann ein Mitarbeiter der Rheinwohnungsbau extra zu uns nach Hause gekommen und hat den Vertrag abgeholt …

Können Sie Ihren Weg vom Auszubildenden zum Geschäftsführer beschreiben?

Ich versuche es mal in aller Kürze – eigentlich könnte ich über meine Zeit bei der Rheinwohnungsbau GmbH ja ein Buch schreiben. Also, ich war 16 Jahre alt, als ich bei der Rheinwohnungsbau angefangen habe. Ich war erst einmal in der Buchhaltung. Kaffee kochen musste ich als Azubi übrigens nicht, da war die Rheinwohnungsbau schon immer etwas anders: Es war von Anfang an üblich, dass Auszubildende in den Arbeitsalltag integriert wurden. Im Gegensatz zu heute gab es aber keinen eigenen Arbeitsplatz in den jeweiligen Abteilungen, da musste man schon mal am Katzentisch sitzen, der bei Bedarf irgendwo dazugestellt wurde. Damals hat man direkt mitgearbeitet, hat durch „Machen“ gelernt. Im Juni 1974 habe ich erfolgreich meine Prüfung abgelegt. Nach der Ausbildung war ich in der Rechnungsprüfung. Vom 1. Oktober 1974 bis 31. Dezember 1975 absolvierte ich dann meinen Dienst bei der Bundeswehr. Danach kam ich zur Rheinwohnungsbau zurück. 1986 wurde ich Handlungsbevollmächtigter und Abteilungsleiter im Rechnungswesen. 1991 erhielt ich Prokura und war Leiter des Rechnungswesens, der Wohnungsverwaltung und der EDV. 2001 wurde ich kaufmännischer Geschäftsführer und ab 2018 werde ich kaufmännischer Rentner sein.

Was hat Sie am meisten an Ihrer Arbeit gereizt? Was hat Sie fasziniert?

Es standen immer wieder neue und interessante Dinge an, dadurch wurde es nie langweilig. Die Vermietung neu fertiggestellter Wohnungen und der damit verbundene Kontakt zu den Mietern hat mir sehr viel Freude bereitet. Ein Beispiel: Damals, also in den 70er Jahren, war es noch üblich, die Interessenten in ihren aktuellen Wohnungen zu besuchen und dann zu entscheiden, ob sie eine Wohnung von uns bekommen. Manche wohnten in extrem schlechten Wohnungen – ich war mal in einer in der Erkrather Straße, da hatte die Familie überall Eimer verteilt, weil es bei starkem Regen durch die Decke tropfte. Dieser Familie konnten wir mit einer Wohnung von uns helfen. Ich habe auch gerne soziale Verantwortung für Mitarbeiter, Mieter und Quartiere übernommen. So haben wir beispielsweise 1999 den sogenannten „Runden Tisch“ im Jagenberg-Gelände ins Leben gerufen. Nach der kompletten Erstvermietung wohnten auf diesem Gelände circa 25 verschiedene Nationalitäten. Dies war mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden. In Kooperation mit den entsprechenden Wohnungsunternehmen, der Stadt und sozialen Hilfsunternehmen haben wir versucht, diese Schwierigkeiten zu ent­schärfen – zum Beispiel durch eine ausgewogene Belegung. Das Jugendamt hat Initiative ergriffen, es wurde ein Bürgerhaus eingerichtet, Mieterfeste für alle wurden veranstaltet, Deutschunterricht wurde angeboten und viele Dinge mehr. Wir als Unternehmen haben finanzielle Unterstützung geleistet und uns auch an den Gesprächen beteiligt. Das war schon eine tolle Herausforderung. Die Arbeit mit den Azubis hat mir auch immer sehr viel Spaß gemacht. Ich habe sie ausgesucht und, toi, toi, toi, sie waren immer sehr gut und haben klasse Ergebnisse gebracht – unsere zählen immer zu den Jahrgangsbesten. Andere meckern ja immer über die Jugend, ich sehe das nicht so. Ich kann nichts Negatives über unsere Jugendlichen sagen. Man muss ihnen Chancen geben. Es wird heutzutage unglaublich viel von ihnen verlangt.

Wie hat sich die Rheinwohnungsbau GmbH in den letzten 47 Jahren verändert?

Eigentlich hat sich das Unternehmen gar nicht so sehr verändert, wenn man die Haltung, also die Philosophie, betrachtet. Die Rheinwohnungsbau war schon immer an Neuerungen, an Fortschritt und an der eigenen Weiterentwicklung interessiert. Die konsequente Verfolgung dieser Haltung hat die Rheinwohnungsbau GmbH zu ihrem bisherigen Erfolg geführt … und dies wird sicherlich auch weiterhin so bleiben. Natürlich hat sich in den Jahrzehnten einiges getan – nehmen wir nur mal die fortschreitende Digitalisierung. Wenn ich noch daran denke, wie wir 1978 auf EDV umgestellt haben. Dann in den 80er Jahren das neue Bilanzrichtliniengesetz, 1990 Eintritt in die Steuerpflicht, also da gab es einige, wirklich tiefgreifende Veränderungen.

Wie haben Sie sich in 47 Jahren Rheinwohnungsbau GmbH verändert?

Ich habe immer versucht, so zu bleiben, wie ich bin. Ich stand neuen Dingen und Änderungen stets offen gegenüber und habe mich gerne den beruflichen Anforderungen gestellt. Andere wollten nach ihrer Ausbildung Makler werden, ich habe mich immer im Rechnungswesen wohlgefühlt – Finanzen, Organisation, das war meine Leidenschaft. Und es gibt noch etwas, was sich nicht verändert hat: die Freude an der Vermietung. Es hat mir immer riesigen Spaß gemacht, Menschen unsere tollen Wohnungen zu zeigen und ihnen ein neues Zuhause, eine neue Heimat zu geben.

Was werden Sie vermissen?

So einiges! Mir werden die Mitarbeiter der Rheinwohnungsbau fehlen und die Vertrautheit, die sich über die Jahre aufgebaut hat. Vermissen werde ich auch viele Leute, mit denen ich beruflich zu tun hatte. Ansonsten habe ich noch gar keine Vorstellung davon, was ich vermissen könnte. Das wird sich im Laufe der Zeit bestimmt noch zeigen.

Was möchten Sie den Mitarbeitern und dem Unternehmen mitgeben?

Ein Geschäftsführer ist immer abhängig von einem guten Team. An dieser Stelle möchte ich mich bei meinen Mitarbeitern dafür bedanken, dass sie so ein tolles Team sind. Ich habe sehr gerne mit ihnen zusammengearbeitet! Die Rheinwohnungsbau soll auf diesem Weg weitermachen und ihren Auftrag erfüllen, für breite Bevölkerungsschichten Wohnungen zu bieten. Ich finde das ganz wichtig, denn unser sozialer Friede ist gefährdet, wenn wir das nicht mehr leisten können. Und natürlich soll die Rheinwohnungsbau weiterhin so erfolgreich sein wie bisher – ich kriege schließlich eine Firmenrente!

Worauf freuen Sie sich?

Ich freue mich auf eine stressfreie Zeit, Freizeitgewinn und die Zeit mit meiner Familie. Ich kann die berufliche Verantwortung nun weitergeben und brauche mir darüber keine Gedanken mehr zu machen. Ich hoffe, dass ich meine neu gewonnene Freizeit noch lange genießen kann. Ich habe drei Enkel, zwei davon sind schon im Fußballverein, da wissen Sie, wo Sie mich in Zukunft öfter treffen … Ich habe selbst früher Fußball gespielt und trainiere jetzt auch Fußball-Jugendmannschaften in Grevenbroich – man muss ja was zurückgeben und sich kümmern! Außerdem engagiere ich mich noch im sozialen Bereich, weil soziale Verantwortung mir enorm wichtig ist. Reisen werde ich natürlich auch. Ibiza ist die Lieblingsinsel meiner Frau und meine auch. Sylt ist schön, besonders wenn hier im Rheinland der Karneval tobt. Zuhause werde ich natürlich auch ein bisschen was tun. Kochen kann ich zwar nicht, aber ich werde in anderen Haushaltsbereichen Aufgaben übernehmen, da stehe ich schon unter der Befehlsgewalt meiner Frau. Sie hat sogar schon einen Stundenplan für mich fertig …

47 Jahre und 1 Tag

Die feierliche Verabschiedung in einen gar nicht ruhigen Ruhestand

Die Belegschaft der Rheinwohnungsbau und Vertreter aus Politik und Wohnungswirtschaft hatten sich im Hotel Tulip Inn Düsseldorf Arena eingefunden, um Manfred Franck zu verabschieden und ihm alles Gute zu wünschen. Thomas Hummelsbeck, jetzt alleiniger Geschäftsführer, konnte auch den Aufsichtsratsvorsitzenden Hermann J. Schon begrüßen sowie Alexander Rychter, den Verbandsdirektor des VdW Rheinland-Westfalen, der Manfred Franck die silberne Ehrennadel überreichte. Und weil zum Abschied auch Geschenke gehören, gab’s vom Rheinwohnungsbau-Team ein Abschiedsbuch, in dem sich alle Mitarbeiter verewigt hatten.

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