Die gemeinnützige Gesellschaft In der Gemeinde leben gGmbH (IGL) hat uns mit ihrem Quartierskonzept für mobilitätseingeschränkte Personen aus Wohn- und Pflegeeinrichtungen im letzten Jahr bei der Vergabe des Förderpreises, den die Rheinwohnungsbau gemeinsam mit dem Stiftungszentrum des Erzbistums Köln im Rahmen unseres 90-jährigen Jubiläums ausgelobt hat, überzeugt und den Förderpreis im Bereich Nachhaltigkeit gewonnen.
IGL ist eine gemeinnützige Gesellschaft der gleichberechtigten Partner Diakonie Düsseldorf e. V. und den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel. Die IGL unterstützt fast 190 Menschen mit Teilhabebeeinträchtigungen in unterschiedlichen Wohnformen, beschäftigt 187 hauptberufliche Angestellte sowie 60 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit und ohne Behinderungen.
Wir haben mit Benjamin Freese, Initiator des Projektes, und Oliver Schwab, Einrichtungsleiter der Matthias-Claudius-Häuser, über das Projekt und die IGL gesprochen.
Oliver Schwab: Die IGL bietet verschiedene Betreuungs- und Wohnformen je nach Behinderung der Klienten:innen an. Wir setzen uns dafür ein, dass Menschen mit Behinderungen in der Mitte unserer Gesellschaft ankommen.
Oliver Schwab: Im Jahr 2002 wurde die IGL aus den Partnern heraus gegründet. Im August dieses Jahres feiern wir demnach schon unser 20-jähriges Jubiläum.
Oliver Schwab: An Menschen mit Unterstützungsbedarf ab dem 18. Lebensjahr. Die IGL steht für Inklusion und somit für die Eingliederung in die Gesellschaft. Wir unterstützen unsere Klienten:innen dabei, den Alltag zu bewältigen und am Leben teilzuhaben. Hierfür gibt es, wie bereits erwähnt, ganz unterschiedliche Betreuungs- und Wohnformen.
Benjamin Freese: Wir haben uns mit unserem Projekt „Quartiersrikscha“, welches wir im Jahr 2019 nach Düsseldorf gebracht haben, beworben. Das Konzept „Radeln ohne Alter“ kommt ursprünglich aus Kopenhagen und wir haben den Ansatz auf den Bereich „Inklusion“ übertragen, denn meiner Meinung nach hat jeder ein Recht auf Wind in den Haaren.
Benjamin Freese: Mit der Quartiersrikscha können mobilitätseingeschränkte Personen die Orte in der Stadt besuchen, die für sie nicht (mehr) erreichbar sind. Das Angebot wurde während der Pandemie auch von Familien genutzt. Beispielsweise hat eine ältere Dame ihre Wohnung 13 Monate nicht verlassen und sich wirklich unglaublich gefreut, wieder rauszukommen. Menschen mit Behinderungen, die die Corona-Hygieneauflagen nicht umsetzen konnten, konnten dank der Rikscha wieder zum Drive-in und einen Burger genießen. Gefahren wird die Rikscha von Ehrenamtlichen. Ein Elektroantrieb unterstützt sie dabei.
Benjamin Freese: Die Rikscha wird vorrangig natürlich von unseren Klienten:innen, genutzt. Unsere ehrenamtlichen Fahrer:innen holen die Rikscha aus der Fahrradbox und fahren dann zu unsere Klienten:innen. Die Klienten:innen aus den sogenannten besonderen Wohnformen (ehemals Wohneinrichtungen) benötigen oft zusätzliche Unterstützung. So ist beispielsweise bei Fahrten mit den Klienten:innen des Matthias-Claudius-Hauses unterstützend eine Fachkraft dabei. Dafür haben wir ein zusätzliches Begleitfahrrad angeschafft. Deshalb ist hier zum Beispiel immer der Mittwochvormittag als „Rikscha-Tag“ reserviert. Zusätzlich dürfen auch Privatpersonen die Rikscha nutzen, dafür benötigen sie aber eine vorherige Einweisung.
Benjamin Freese: Bevor man mit der Rikscha durch Düsseldorf fahren kann, muss eine ca. einstündige Einweisung in die Rikscha absolviert werden. Danach kann man die Rikscha jederzeit online buchen und eigenständig aus der Fahrradbox holen. Dafür haben wir eine Schlüsselbox installiert. Möchte man als Ehrenamtler:in die Rikscha fahren, wird man selbstverständlich bei den ersten Fahrten begleitet. Mehr Informationen dazu sowie ein Kontaktformular sind auf der Seite wirmachenmit.net zu finden.
Benjamin Freese: Ja, die Rikscha kann auch von Privatpersonen kostenfrei genutzt werden. Spenden sind aber natürlich willkommen damit wir die laufenden Kosten wie Strom, Wartung und Versicherung decken können.
Benjamin Freese: Ich habe mittlerweile fast 50 Personen in den Umgang mit der Rikscha eingewiesen, davon fahren ca. 15 regelmäßig für die IGL. Durch die Touren mit der Rikscha entstehen zwischen den Ehrenamtler:innen und unseren Klient:innen spannende neue Kontakte, die ansonsten wahrscheinlich nicht zustande gekommen wären. Auch kommt man unterwegs schnell ins Gespräch mit anderen Menschen. Dies baut Vorurteile ab und unsere Klient:innen werden mehr in die Gesellschaft integriert.
Oliver Schwab: Da wir schon lange mit der RWB zusammenarbeiten und die RWB der Vermieter unserer Klient:innen auf dem Kempgens- und Kuthsweg in Düsseldorf-Lierenfeld ist, haben wir von dem Förderpreis erfahren und uns sofort beworben.
Benjamin Freese: Mit der Spende der RWB wird anteilig eine zweite Fahrrad-Rikscha angeschafft und das Angebot auf die Stadtteile Lierenfeld und Flingern erweitert.
Gerade für die zweite Rikscha, die im August dieses Jahres geliefert und eingeweiht wird, suchen wir noch Ehrenamtler:innen. Da die Rikscha in Flingern stehen wird, wäre die Einrichtung einer „Rikscha-Haltestelle“ im Stadtteil Lierenfeld schön, die von den Ehrenamtler:innen regelmäßig angefahren wird. Aber auch über das Fahren hinaus gibt es für Ehrenamtler:innen verschiedene Möglichkeiten, sich einzubringen, wie zum Beispiel die Verwaltung des Buchungssystems, die Koordination von Fahrten oder die Wartung der Rikscha in Form von Aufpumpen der Reifen etc. Jegliche Unterstützung ist willkommen. Interessent:innen können sich gerne direkt per E-Mail unter benjamin.freese@igl-duesseldorf.de an mich wenden.
Wir danken Ihnen für das informative Interview und freuen uns schon auf die gemeinsame Einweihungsfeier der RWB-Rikscha.