Heute stellen wir Ihnen den dritten Gewinner unseres Förderpreises vor, den wir im Dezember 2021 anlässlich unseres 90-jährigen Bestehens gemeinsam mit dem Stiftungszentrum des Erzbistums Köln vergeben haben. Der Verein Königinnen und Helden e. V. sitzt mitten im marokkanischen Viertel in Düsseldorf-Oberbilk und hat sich zum Ziel gesetzt, einen geschützten Raum für Kunst und Kultur im multikulturellen Stadtteil zu schaffen. Durch generationsübergreifende Kinder- und Jugendprojekte hilft der Verein jungen und älteren Menschen jeder Herkunft die deutsche Sprache zu fördern, einen Ort der Begegnung zu schaffen, sich untereinander zu vernetzen und die Lebensqualität im Viertel aktiv zu verbessern.
An einem sonnigen Vormittag treffen wir uns mit Andrea Abbing, Gründerin des Vereins Königinnen und Helden e. V., in den Räumlichkeiten auf der Siemensstraße – direkt gegenüber des Lessingplatzes. Der Altbau bietet Platz für einen Kunst- und Projektraum, eine gemütliche Wohnküche, in der vor der Pandemie auch gemeinsame Mittagessen stattfanden, sowie ein kleines Büro. Als wir uns gemeinsam in den Projektraum zurückziehen, sprudelt es aus Frau Abbing bereits so heraus. Man merkt sofort, mit wie viel Leidenschaft der Verein geführt wird und wieviel Erfahrung sie in den letzten sieben Jahren dabei gesammelt hat.
Der Verein wurde im Jahr 2015 komplett ehrenamtlich aufgebaut. Acht Gründer*innen aus der Nachbarschaft taten sich zusammen, um die Situation im Viertel aktiv zu verbessern. Das marokkanische Viertel ist geprägt von einem hohen Migrationsanteil. Hier leben viele Kulturen, die am liebsten unter sich bleiben. Für Frauen und ältere Menschen gibt es kein Café oder einen Ort, an dem sie sich treffen können. Ziel des Vereins war es damals, einen geschützten Ort der Begegnung zu schaffen, an dem sich die Kinder aus dem Viertel sinnvoll beschäftigen können, Kulturen zusammenfinden und Alt und Jung füreinander da sind. In den letzten sieben Jahren hat Andrea Abbing mit ihrem Team – bestehend aus Honorarkräften, Künstlern, Studenten und Ehrenamtlern – viel erreicht und ist im Stadtteil gut vernetzt. Von Kooperationen mit der Sonnenschule und der Kita des Stadtteils profitieren schon die Kleinsten. So kann der Verein die Kinder aktiv in ihrem Alltag begleiten, durch Kunstprojekte spielend die deutsche Sprache fördern und bei den Hausaufgaben und Klausurvorbereitungen unterstützen. Aber auch Mütter fühlen sich bei Königinnen und Helden willkommen, nehmen an Sprachförderungen teil, kochen das Mittagessen für die Kinder und organisieren gemeinschaftliche Sommerfeste oder nehmen an Gemeinschaftsprojekten, wie beispielsweise einem Nähnachmittag, teil.
„In den letzten Jahren sind viele tolle Projekte entstanden.“, schwärmt die Gründerin „Ich erinnere mich immer gerne an das Projekt „Theater im Karton“ oder die Zirkusaufführung zum Sommerfest auf dem Lessingplatz. Hier haben die Kinder wochenlang recherchiert, geprobt und gebastelt. Die Mütter haben fleißig die Kostüme genäht und Kuchen für das Fest gebacken. In diesem Jahr haben wir das Thema „Oberbilk unter Wasser“. Hier lesen die Kinder alles über Wassertiere, schreiben Steckbriefe und stellen große Pappmaché-Figuren her. Am Ende wird es eine Ausstellung geben.“
Wir sind beeindruckt von der liebevollen Arbeit und den umfangreichen Projekten, die Abbing und ihr Team stemmen. „Wir sind immer auf der Suche nach weiteren Ehrenamtlern oder Honorarkräften. Insbesondere Studierenden aus den Fachbereichen Lehramt oder Soziale Arbeit profitieren sehr von der Arbeit mit den Kindern. Das ist eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.“, stellt Abbing fest.
Neben den ganzen Kunstprojekten gibt es auch Unterstützung für Familien beim Ausfüllen von Formularen für das Jobcenter oder andere öffentliche Einrichtungen. Seit 2022 ist der Verein auch Jugendhilfeträger der Stadt Düsseldorf. „Das war ein langer Weg.“, berichtet Abbing.
Auch während der Coronapandemie stellte der Verein seine Unterstützung für den Stadtteil nicht ein, sondern bot Onlineangebote und Bastel- und Lesezeitschriften an und entwickelte neue Konzepte. In der Zukunft sollen die Senioren des Viertels stärker eingebunden werden und es werden spezielle Angebote für Flüchtlinge aus der Ukraine entwickelt. Da die „alten“ Räumlichkeiten dafür aber zu klein und nicht barrierefrei sind, musste ein zweiter größerer Standort her.
„Ohne den Gewinn des Förderpreises hätten wir den neuen Standort nicht anmieten können.“, berichtet Andrea Abbing dankbar. „In den neuen Räumlichkeiten können wir zukünftig sowohl ein Frühstück für Senioren als auch Sportangebote für Kinder oder musikalische Abende für die ganze Familie anbieten.“
Besonders wichtig war Andrea Abbing bei der Bewerbung für den Förderpreis auch der lokale Bezug: „Wir sind in Düsseldorf gut vernetzt und leben das Motto “Düsseldorf hilft Düsseldorf“. Bereits bei der Gründung des Vereins wurden wir tatkräftig von Düsseldorfer Unternehmen unterstützt.“, erzählt uns Andrea Abbing „Und auch bei der Eröffnung unseres neuen Nachbarschaftstreffs werden wir durch Sachspenden in Form von Mobiliar oder Geldspenden von einigen Düsseldorfer Unternehmen und Vereinen unterstützt. Mit dem Förderpreis der RWB können wir die Miete der neuen Räumlichkeiten für ein Jahr im Voraus begleichen. Dafür sind wir sehr dankbar!“
Der neue Kultur- und Nachbarschaftstreffpunkt „Halle 72“ wurde am 22.04.2022 feierlich eingeweiht. Wir wünschen dem Verein Königinnen und Helden e. V. viele spannende, neue Projekte, ein schönes Miteinander und bedanken uns bei Frau Abbing ganz herzlich für dieses erfrischende und motivierende Gespräch.