Generation Y – Teil 2

Dem Zeitgeist auf der Spur – Dr. Steffi Burkhart im Gespräch

Steffi Burkhart ist eine der bekanntesten Vertreterinnen der Generation Y. Sie ist 1985 geboren und setzt sich für die junge Generation in der modernen Arbeitswelt ein. Dazu hält sie Vorträge in Unternehmen und Hochschulen, ist gern gesehener Gast im TV, leitet Workshops und hat sich als Buchautorin einen Namen gemacht.

Frau Dr. Burkhart, der Generation Y wird häufig vorgeworfen, sie lebe nur im Hier und Jetzt und verschwende keine Gedanken an die Zukunft. Ist das tatsächlich so?

Zum Teil. Es stimmt, die Generation lebt in der Gegenwart, sie will ihre Träume nicht aufschieben. Viele haben bei ihren Eltern gesehen, dass sich manche Träume nicht mehr erfüllen lassen, wenn man alt und krank ist. Auf der anderen Seite blicken sie schon in die Zukunft, aber das Leben zu planen, wie es die Eltern und Großeltern getan haben, funktioniert in unserer Zeit einfach nicht mehr. Das Lebensmodell mit Haus und Kind, festem Job und gesicherter Altersvorsorge wird angestrebt, lässt sich aber in jungen Jahren fast nicht mehr realisieren.

Woran liegt das?

Es gibt mehrere Gründe. Die aktuellen Löhne sind im Vergleich zu denen der Elterngeneration niedriger. Ein Drittel bzw. ein Viertel des Einkommens geht für die Miete drauf. Während des Studiums schon über Altersvorsorge nachdenken? Geht nicht ohne finanzielles Polster. Berufsplanung? Ist nicht so einfach. Unsere Welt wandelt sich immer schneller, welche Jobs es in 10 Jahren geben wird, weiß man noch gar nicht. Ein Arbeitnehmer wechselt in der heutigen Zeit sechs- bis achtmal im Leben seinen Job. Stellen, die meist befristet sind. Die Zukunft macht Angst: Wie viele Arbeitsplätze fallen durch die Automatisierung bzw. Digitalisierung weg? Wie geht es mit dem Terror weiter? Die Generation Y kann einfach nicht langfristig planen, es gibt keine Garantie mehr für einen Job auf Lebenszeit, es gibt keine Sicherheit. In keinem Bereich.

Wirkt sich diese Unsicherheit auch auf den Wohnungsmarkt aus?

Ja. Als junger Mensch hat man Probleme, eine halbwegs bezahlbare Wohnung zu bekommen. Die Mieten in den Städten und auch den Randgebieten sind sehr hoch. Der Trend geht mittlerweile zu Mikroapartments mit 20 bis 30 Quadratmetern. Die sind relativ preiswert, meistens schon mit Internet ausgestattet und funktional eingerichtet.

Das ist aber keine Dauerlösung?

Nein, auf keinen Fall. Was wir brauchen, sind Modelle, die es jungen Menschen ermöglichen, Wohnungen oder Häuser zu kaufen. Eine Immobilie ist schließlich auch eine Form von Altersvorsorge. Ein Heim, ob Wohnung oder Haus, ist zudem ein wichtiger psychologischer Faktor. Es gibt Sicherheit, ist ein Anker in einer Zeit, in der alles andere unsicher ist.

Welche Lösungen gibt es für die Berufswelt?

Gute Frage. Unsere Arbeitswelt verändert sich rasant, vieles ist noch gar nicht abzusehen. Die demografische Entwicklung dagegen ist eindeutig: Es wird mehr Berufsaussteiger als -einsteiger geben. Junge Menschen wollen flexibler, freier und selbstbestimmter arbeiten. Unternehmen müssen sich darauf einstellen und die Herausforderung annehmen. Die Rheinwohnungsbau hat das bereits getan. Wir haben gemeinsam einen Workshop veranstaltet, um die neue Arbeitswelt 4.0 und die Rolle der Generation Y zu beleuchten. Ich kann mir gut vorstellen, dass einige der erarbeiteten Vorschläge umgesetzt werden. Ich werde auf jeden Fall mal nachfragen …

Mehr zu Steffi Burkhart erfahren Sie im Internet auf www.steffiburkhart.com. Ihr Buch „Die spinnen, die Jungen! Eine Gebrauchsanweisung für die Generation Y” ist im GABAL Verlag erschienen.

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